Wir treffen täglich unzähligen Entscheidungen. Viele sind trivial und häufig treffen wir sie, ohne länger darüber nachzudenken. Aber wie gehen wir vor, wenn wir uns mit hochkomplexen Sachverhalten konfrontiert sehen? Wie navigieren wir durch dieses Dickicht an Unbekannten und Unsicherheiten? Dieser Artikel wirft einen Blick auf zwei verschiedene Denkschulen und bietet Konzepte, wie wir Entscheidungen in einer zunehmend komplexen Welt treffen können.
Die Schwierigkeit von Entscheidungen hängt oft direkt mit ihrer Komplexität zusammen. Bei einfachen Entscheidungen können wir die Auswirkungen unserer Wahl relativ genau vorhersagen, während komplexe Entscheidungen oft von vielen Faktoren abhängen, die sich schwer vorhersehen lassen. Stell Dir vor, Du musst Dich entscheiden, welche Programmiersprache Du für Dein nächstes Softwareprojekt einsetzt. Eine einfache Entscheidung wäre es, die Sprache zu wählen, die Du bereits beherrscht. Eine komplexe Entscheidung wäre es, eine neue, möglicherweise besser geeignete Sprache zu erlernen, die aber auch Risiken und Unbekannte mit sich bringt.
Der deutscher Psychologe Prof. Peter Kruse hat in seiner Arbeit ausführlich untersucht, wie Menschen mit wachsender Komplexität umgehen. In einem Interview erläutert er, wie Menschen auf unterschiedliche Weisen auf komplexe Probleme reagieren (Zeitstempel in Klammern):
Insbesondere in der dritten Strategie erkennen wir den traditionellen »ingenieursmäßigen« Ansatz von »Teile und Herrsche«: Sammeln wir so viele Informationen wie möglich, analysieren wir sie und treffen dann eine Entscheidung. Dieses analytische Denken ist uns allen vertraut, jedoch bei komplexen Sachverhalten oft unzureichend. Warum? Weil wir nie alle relevanten Informationen sammeln können und unsicher sind, wie die verschiedenen Faktoren miteinander interagieren. Stelle Dir vor, Du entwickelst eine neue Software und versuchst, alle möglichen Fehlerzustände zu finden. Unabhängig davon, wie gründlich Du bist, es wird immer unbekannte Faktoren geben, die zu unvorhergesehenen Problemen führen können.
Die Stacey Matrix wurde von Prof. Ralph D. Stacey, Professor entwickelt und dient als Werkzeug, um die Komplexität einer Entscheidung zu beurteilen. Sie unterscheidet vier Kategorien von Entscheidungen: trivial, kompliziert, komplex und chaotisch.
In unserem Alltag begegnen wir ständig Entscheidungen verschiedener Komplexitätsgrade. Ob wir einen bekannten Bug beheben (triviale Entscheidung), eine neue Datenbanktechnologie auswählen (komplizierte Entscheidung), eine Projektstrategie unter sich ändernden Marktanforderungen anpassen (komplexe Entscheidung) oder auf einen unvorhergesehenen Systemausfall reagieren (chaotische Entscheidung), wir setzen eine Mischung aus analytischem Denken, Erfahrung und Intuition ein, um die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen.
Die zunehmende Komplexität unserer Welt, insbesondere in der Softwareentwicklung, erfordert, dass wir über analytisches Denken hinausgehen und unsere Fähigkeiten zur Entscheidungsfindung weiterentwickeln. Dabei spielen Werkzeuge wie die Stacey Matrix und Konzepte wie das von Prof. Peter Kruse eine wichtige Rolle. Durch die Kombination von analytischem Denken, Erfahrung und Intuition können wir auch in komplexen Situationen effektive Entscheidungen treffen.
Denken wir immer daran: Es ist nicht immer möglich, ein Problem vollständig zu analysieren oder zu verstehen. Manchmal müssen wir auf unsere Erfahrung und Intuition vertrauen und die besten Entscheidungen auf der Grundlage der verfügbaren Informationen treffen.
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