Viele Trainer sehen sich bei Zertifizierungsseminaren den Prüfungsängsten und -sorgen ihrer Seminarteilnehmer ausgesetzt. In meinem letzten Blogbeitrag haben Sie erfahren, was dabei neuropsychologisch im Gehirn der Prüfungsteilnehmer passiert. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie dieses Wissen als Trainer nutzen, um Teilnehmern den Umgang mit ihrem Stress zu erleichtern!
Der letzte Blogbeitrag »Gehirngerechter Umgang mit Prüfungsstress – Teil 1« mündete in die Frage: Wie stellen wir als Trainer frühzeitig den Fuß auf den Wasserschlauch der eskalierenden Stress-Kaskade? Eine Erkenntnis, die dabei besonders hilfreich ist: Der Hippocampus arbeitet hochgradig kontextsensitiv. So ist es für den Abruf von gelerntem Wissen hilfreich, wenn der Lernkontext bereits dem Abrufkontext – in unserem Fall der Prüfungssituation – so ähnlich wie möglich ist.
Gleiches gilt für die in der Prüfung erforderliche Emotionsregulation. Wer also Wiederholungen und Wissenssicherung über die Dauer des Seminars meist in einer entspannten Diskussions- und FAQ-Atmosphäre gestaltet, nimmt Teilnehmern die Chance, sich gegen die emotionale Belastung der Prüfungssituation beizeiten zu immunisieren. Wer dagegen – zum Beispiel im Zweistundentakt – das vermittelte Wissen im Rahmen einer Kurz-Prüfung mit einigen wenigen Fragen, aber unter Zeitdruck (z.B. mit einer Bearbeitungszeit von fünf Minuten) abfragt, erreicht gleich mehrere Effekte:
Oxytocin wäre wohl auch einer der Hauptbestandteile unserer eingangs erwähnten fiktionalen grünen Pille. Das Hormon spielt eine wichtige Rolle bei der Festigung von tiefen Bindungsbeziehungen, zum Beispiel zwischen Eltern und Kindern oder zwischen verliebten Paaren. Es wird nachweislich auch in kurzfristigen Arbeitsbeziehungen ausgeschüttet. Dies geschieht besonders dann, wenn wir vertrauensvoll kooperieren und auf einer Augenhöhe sind.
Deshalb ist das Lernen in der Peer-Gruppe, mit Menschen, die alle in einem Boot sitzen (zum Beispiel, weil sie die Prüfung bestehen wollen), besonders effektiv. Außerdem ist Oxytocin ein äußerst potentes, vom Körper selbst produziertes Psychopharmakon. Denn die vermehrte Oxytocin-Ausschüttung bewirkt über biochemische Regelkreise eine Steigerung des Dopamin-Spiegels und reduziert simultan die Produktionsrate des Stresshormons Cortisol. Damit steigt die Motivation bei gleichzeitig sinkendem Stress-Level – ein geradezu idealer Zustand für jede Prüfungssituation.
Als Trainer sollten wir vielleicht weniger versuchen, unseren Teilnehmern ihre Angst vor der Prüfung zu nehmen. Hilfreicher kann es sein, sie immer wieder gezielt mit der Prüfungssituation zu konfrontieren und ihnen dabei zu helfen, sich im engen Kontakt mit ihren Mitstreitern hinlänglich gegen die Angst zu immunisieren. Denn die grüne Pille, die tragen sie schon in ihren Köpfen. Weisen wir ihnen den Weg!
Weitere gehirngerechte Lernmethoden für IT- und Fachseminare lernen Sie in unserer Ausbildung zum Certified Professional Trainer kennen.
No comments
Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.